Magnetische Nanoanalytik: Spinabhängige Abbildung
Halbleiterbauelement-Analytik: Rasterkapazitätsmikroskopie und -Spektrokopie
Optische Nanoanalytik: Nahfeldmikroskopie und -Spektroskopie
Nanoanalytik organischer Systeme: Kryo-Rasterkraftmikroskopie
Halbleiterbauelement-Analytik: Rasterkapazitätsmikroskopie und -Spektrokopie
Verbundpartner:
Infineon Technology AG
Zentrum für Mikrostrukturforschung, Universität Hamburg
Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal
Gerhard-Mercator-Universität Duisburg
Motivation
Seit Jahrzehnten bestätigt die Halbleiterindustrie die
erstaunliche Prognose aus dem Jahr 1965 von Intel's
Chairman Gordon Moore, die exponentielles Wachstum bzgl.
der Komplexität von Integrierten Schaltkreisen (ICs)
vorhersagt. Damit verbunden ist eine Verkleinerung der das
Halbleiter-Bauelement bestimmenden Strukturgröße
(siehe z.B. die Roadmap der SIA). Die in jedem PC
eingesetzten Prozessoren (CPU) und Arbeitsspeicher (DRAM)
gelten als die Technologietreiber in der Mikroelektronik,
die sich auf dem Weg in die Nanoelektronik befindet. D.h.,
die minimalen Strukturgrößen von CPU und DRAM
werden in wenigen Jahren die 100 nm-Grenze durchbrochen
haben. Gleichzeitig werden extrem niedrige elektrische
Defektdichten von heutzutage 1455 Defekte/m² für
eine rentable DRAM-Fabrik benötigt (Investitionskosten
von über 2 Milliarden Mark).
Diese Anforderungen führen zu höchsten
Ansprüchen hinsichtlich der Fehleranalyse von ICs.
Schon heute werden Analysemethoden zur Vermessung
zwei-dimensionaler (2D) Dotier-, Strom-, Spannungs- und
Temperaturprofile mit einer lateralen Auflösung von
unter 100 nm dringend benötigt. Klassische
Analyse-Verfahren (z.B. SIMS) können diese
Ansprüche nicht erfüllen. Neue Verfahren, die
prinzipiell ihr Leistungsvermögen in
Forschungslaboratorien schon unter Beweis gestellt haben,
sind hingegen noch nicht hinreichend verstanden und weit
davon entfernt, in der industriellen Analysepraxis ihre
Dienste leisten zu können. Deshalb ist eine schnelle
Weiterentwicklung dieser neuen Methoden von Seiten der
Fehleranalyse der Halbleiterindustrie von höchstem
Interesse, die neben der exzellenten lateralen
Auflösung noch eine möglichst schnelle und -
für den Operator - einfache Analyse-Prozedur fordert
(d.h. keine zeitintensive Probenpräparation, Messen in
Umgebungsbedingungen, einfache Interpretation der
Messergebnisse). Diese Anforderungen können derzeit
nur Rastersondenmethoden (Scanning Probe Microscopy, SPM)
leisten.
Zielsetzung
Das Projekt soll Rastersondenmethoden zu einem
Standardanalyseverfahren für die Halbleiterindustrie
mit einer lateralen Auflösung von unter 100 nm
weiterentwickeln. Dazu gehören neben der
Grundlagenforschung und der Entwicklung von den
entsprechenden Geräten und Präparationsmethoden
auch die Bereitstellung einer Möglichkeit zur
einfachen Bewertung der Messdaten bzw. Proben. Im einzelnen
geht es um die Weiterentwicklung von:
-
EFM (Electrostatic Force Microscopy) für die Analyse
von Spannungen im GHz-Bereich
(Gerhard-Mercator-Universität Duisburg).
-
einer neuen Rastersondenmethode für die Messung von
Strömen im GHz-Bereich
(Gerhard-Mercator-Universität Duisburg).
-
SThM (Scanning Thermal Microscopy) für die Detektion
von "Hot-Spots" (Bergische Universität
Gesamthochschule Wuppertal).
-
MFM (Magnetic Force Microscopy) für die Messung von
Strömen (Universität Hamburg).
-
SCM (Scanning Capacitance Microscopy) für die
Vermessung von Dotierungsprofilen (Universität
Hamburg).
Methodik
Im folgenden wird anhand der
Rasterkapazitätsmikroskopie (SCM) ein Beispiel
für die Methodik aller oben erwähnten
Rastersondenverfahren gegeben. Das SCM beruht auf der
Rasterkraftmikroskopie (Scanning Force Microscopy, SFM),
die eine Weiterentwicklung der Rastertunnelmikroskopie
(Scanning Tunneling Microscopy, STM) für die
Untersuchung von nichtleitenden Oberflächen mit
atomarer Auflösung darstellt. Beim SFM wird ein
kleiner Balken (typ. 200 µm lang, 30 µm breit),
an dessen Ende sich eine scharfe Spitze (typ. 10 nm
Spitzenradius) befindet, über eine Oberfläche
geführt. Die Auslenkung wird mit Hilfe eines optischen
Systems gemessen und über eine Piezokeramik, die die
Feinjustierung des Balkens übernimmt, mittels eines
Regelkreises konstant gehalten. Dadurch kann mit einer
konstanten Kraft zwischen Spitze und Probe von einigen
Nano-Newton (nN) gemessen werden, was sogar atomare
Auflösung ermöglicht. Das SCM nimmt
zusätzlich zur Topografie-Messung der Oberfläche
noch die Kapazität simultan auf (siehe Abbildung).
Auf jeder unter Umgebungsbedingungen gelagerten
Silizium-Probe befindet sich ein natürliches (natives)
Oxid mit einer Dicke von einigen Ångström (je
nach Alter und Umgebung). Durch Aufsetzen einer
metallisierten Spitze bildet sich also bei kleinen
Kräften eine Metal-Oxide-Semiconductor- (MOS-)
Struktur. Eine spannungsabhängige
Kapazitätsmessung einer MOS-Struktur ermöglicht
Aussagen über die Dotierung des unterliegenden
Siliziums. Dadurch ist es mit dem SCM möglich, die
Dotierung mit einer lateralen Auflösung von kleiner
als 100 nm zu bestimmen. Die Abbildung eines
elektrostatischen Durchbruchs - welcher als die
häufigste Ausfallursache von ICs gilt - ist ebenfalls
mit dem SCM möglich. Das durch den großen Strom-
bzw. Wärmefluss ausgelöste Wandern von
Dotieratomen konnte erstmalig mit dem SCM zweidimensional
dargestellt werden.
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