Wie
die renommierte britische Fachzeitschrift „Nature Nanotechnology“ in
ihrer Online-Ausgabe vom 25. Mai 2008 berichtet, gelang es Forschern
von der Universität Hamburg mit Hilfe eines Rasterkraftmikroskops die
Bewegung von Molekülen, die in anderen größeren Molekülen eingesperrt
sind, zu messen und zu kontrollieren. Diese herausragenden Forschungs-
ergebnisse eröffnen völlig neuartige Wege für die Entwicklung von
nanomechanischen Geräten, wie zum Beispiel molekulare Nano-Transporter.
Seit
der Mensch den ersten Blick in den Nanokosmos warf, stand die Idee im
Raum, diese winzige Welt der Atome und Moleküle gezielt zu manipulieren
und molekulare Maschinen zu entwickeln, die selbständig beliebige
Materialien und komplexe Systeme aus einzelnen Atomen und Molekülen
aufbauen können. Immer wieder liest man von medizinischen
Zukunftsvisionen, wie z. B. von Nano-Robotern, die durch den
Blutkreislauf patrouillieren und gefährliche Viren aufspüren und
bekämpfen. Den Nanokosmos können die Wissenschaftler inzwischen zwar
mit aufwendigen Verfahren und großen Geräten gezielt Atom für Atom
kontrollieren, aber molekulare Nano-Maschinen sind noch immer im
Bereich der Science-Fiction angesiedelt. Nichtsdestotrotz wird an
verschiedenen Antriebssystemen für solche Nano-Maschinen intensiv
geforscht. Einen völlig neuen Ansatz eröffnen die Arbeiten der
beiden Forscher Dr. Makoto Ashino und Prof. Dr. Roland Wiesendanger von
der Universität Hamburg, die in dieser Woche von der Fachzeitschrift
„Nature Nanotechnology“ veröffentlicht wurden. Zusammen mit einem
internationalen Team aus Wissenschaftlern vom Max Planck Institut für
Festkörperforschung, der Technischen Universität von Eindhoven, der
Universität Nottingham und der Universität Hong Kong fanden die
Hamburger Forscher neue Möglichkeiten der Messung der Kräfte, die
Moleküle innerhalb von anderen Molekülen bewegen. 
Abb. 1: Wie eine Erbsenschote
- metallorganische Moleküle eingesperrt in Kohlenstoff-Nanoröhrchen.
Für ihre Experimente sperrten die
Forscher metallorganische Moleküle in Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein. Die
dabei entstehende Struktur kann man sich wie eine Erbsenschote
vorstellen (Abb. 1). Die so vorbereiteten Moleküle innerhalb von
Nanoröhrchen wurden auf einer isolierenden Oberfläche platziert und mit
Hilfe der berührungslosen Rasterkraftmikroskopie untersucht. 
Abb. 2: Funktionsprinzip
eines Rasterkraftmikroskops.
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Ein Rasterkraftmikroskop arbeitet nicht mit Licht, wie ein
herkömmliches Lichtmikroskop, sondern es funktioniert ähnlich wie ein
Plattenspieler (Abb. 2). An einem mikroskopisch kleinen Federbalken
befindet sich eine atomar scharfe Spitze, die über eine Oberfläche
gerastert wird. Die Auslenkung des Federbalkens wird mit Hilfe eines
Laserstrahls bestimmt und aus den daraus resultierenden Daten am
Computer eine dreidimensionale Abbildung der Oberfläche erzeugt. Im
berührungslosen Modus eines Rasterkraftmikroskops schwingt der
Federbalken über der Oberfläche, ohne dass die Spitze diese berührt. Neben
der Untersuchung der Oberflächentopographie der „Erbsenschote“
ermittelten die Wissenschaftler auch gleichzeitig die Energie, die der
vibrierenden Spitze des Rasterkraftmikroskops verloren ging, während
sie über die Oberfläche der Struktur bewegt wurde. Dadurch konnten die
Hamburger Wissenschaftler erstmalig die Kräfte, die die kleinen
metallorganischen Moleküle innerhalb der Kohlenstoff-Nanoröhrchen
bewegen, messen und sogar gezielt kontrollieren. Dies stellt einen
entscheidenden Durchbruch in der Erforschung von molekularen Maschinen
und molekularen Transportern dar, die für die weitere Entwicklung der
Nanotechnologie eine hohe Bedeutung haben. 
Abb. 3: Oberflächentopographie
der „Erbsenschote“ - metallorganische Moleküle eingesperrt in Kohlenstoff-Nanoröhrchen.
Original-Veröffentlichung: „Atomically resolved mechanical response of individual metallofullerene molecules confined inside carbon nanotubes” M. Ashino, D. Obergfell, M. Halu ka, S. Yang, A. N. Khlobystov, S. Roth, and R. Wiesendanger Nature Nanotechnology (2008) doi:10.1038/nnano.2008.126
Link zum Letter-Abstact
Weitere Informationen: Dipl.-Chem. Heiko Fuchs Institut für Angewandte Physik Universität Hamburg Jungiusstr. 11a, 20355 Hamburg Tel.: (0 40) 4 28 38 - 69 59 Fax: (0 40) 4 28 38 - 24 09
E-Mail: hfuchs@physnet.uni-hamburg.de URL: http://www.sfb668.de
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