Wie
die renommierte Fachzeitschrift „Science“ berichtet, haben
Wissenschaftler der Universität Hamburg ein völlig neues Verfahren zur
magnetischen Speicherung von digitalen Informationen vorgestellt, das
komplett auf magnetische Felder verzichtet und damit extrem hohe
Speicherdichten ermöglicht. Den Hamburger Forschern gelang es weltweit
erstmalig, die Magnetisierung von winzigen Nanoinseln durch den Einsatz
von Spinströmen gezielt und berührungsfrei zu schalten. Diese
bahnbrechenden Forschungsergebnisse könnten zur Entwicklung neuartiger
Festplatten führen, die eine gegenüber aktuellen Systemen
zehntausendfach höhere Datenkapazität besitzen.
Das
heutige Informationszeitalter ist geprägt von immer größeren
Datenfluten. Komplette Fotoalben, Videos und Musiksammlungen werden
heute wie selbstverständlich auf Handys und Medien-Playern verstaut,
die in jede Hosentasche passen. Immer mehr Daten werden auf immer
kleinerem Raum gespeichert. Doch diese stetige Miniaturisierung
erfordert immer ausgeklügeltere Technologien, will sie nicht irgendwann
an ihre physikalischen Grenzen stoßen. Ein gutes Beispiel hierfür
ist die Festplatte: Das seit Jahrzehnten fortschreitende Wachstum der
Festplattenkapazitäten ist nur möglich durch die ständige Erhöhung der
Speicherdichte und damit der Miniaturisierung jedes einzelnen Bits, der
kleinsten Informationseinheit. In konventionellen Festplatten wird das
Schreiben von Informationen über magnetische Felder realisiert. Wird
die Datendichte jedoch zu hoch, beeinflusst das Magnetfeld beim
Schreiben eines Bits auch benachbarte Bits, was unweigerlich zum
Datenverlust führt. Wie die Zeitschrift „Science“ in ihrer aktuellen
Ausgabe (Science 317, 1537-1540, 14. September 2007) berichtet, haben Forscher der Gruppe
„Rastersondenmethoden“ am Institut für Angewandte Physik der
Universität Hamburg nun ein neues Verfahren zum Schreiben von
Informationen vorgestellt, das komplett auf magnetische Felder
verzichtet und gleichzeitig höchste Speicherdichten ermöglicht. Hierfür
wird ein Werkzeug aus der Nanotechnologie genutzt - das sogenannte
spinpolarisierte Rastertunnelmikroskop, bei dem durch Verwendung einer
metallischen Sondenspitze mittels Tunnelstrom berührungsfrei eine
magnetische Oberfläche lokal untersucht werden kann. Dieses Verfahren
ermöglicht eine extrem hohe Auflösung bis hin zur Abbildung der
magnetischen Eigenschaften einzelner Atome. Erstmals gelang es nun
den Forschern um Professor Wiesendanger, die magnetischen Zustände
nicht nur atomgenau abzubilden, sondern auch gezielt auf der
Nanometerskala zu schalten. Die Wissenschaftler untersuchten dafür
kleinste Nanoinseln, die aus gerade mal einhundert Atomen bestehen.
Während bei niedrigen Tunnelströmen von einigen Nanoampere zwischen
Sondenspitze und Insel die untersuchten Nanoinseln thermisch schalten,
ermöglicht ein tausendfach erhöhter Strom, die Inseln mit derselben
Sondenspitze in eine bestimmte Magnetisierungsrichtung zu zwingen.
Durch gleichzeitige Variation der angelegten Spannung kann die
Magnetisierung dann gezielt in die Bitzustände „0“ und „1“ geschaltet
werden. Dieses „strominduzierte Schalten der Magnetisierung“
könnte in absehbarer Zukunft das Speichern und Auslesen von
Informationen in einzelne magnetische Atome ermöglichen und zu neuen,
revolutionären Festplattentechnologien führen, deren Speicherdichte bis
zu zehntausendfach höher ist als die heutiger Festplatten.
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Original-Veröffentlichung: S. Krause, L. Berbil-Bautista, G. Herzog, M. Bode, and R. Wiesendanger Current-Induced Magnetization Switching with a Spin-Polarized Scanning Tunneling Microscope Science 14 September 2007: Vol. 317. no. 5844, pp. 1537 - 1540 DOI: 10.1126/science.1145336